Wie er das Leben der Menschen unserer Zeit sieht und was ihn daran besonders irritiert, erzählt uns der Bote Gottes in einem fiktiven Interview.
Von Uriel, dessen Name so viel wie „Gottes Feuer“ bedeutet, wird gesagt, dass er den Menschen hilft, das Göttliche zu verstehen. Er wird auch „Fürst des Lichts“ genannt, denn er ist im Christentum der hellste, weiseste und gerechteste Engel. Im Judentum gilt er als Regent der Sternenwelt und als Wächter über die Weltengesetze.
Mit seiner Hilfe können wir unser inneres Licht finden und unsere Stärken erkennen. Er bietet seine Hilfe an, wenn wir in schwierigen Situationen keinen Ausweg mehr sehen, und er gibt uns die Kraft zu reagieren, wenngleich er uns das Handeln nicht abnimmt. Im Gegenteil: Er verlangt, dass jeder Mensch von sich aus Taten setzt, wenn etwas in seinem Leben schiefläuft oder wenn jemandem Unrecht widerfährt.
Darüber hinaus ist Uriel der Schutzpatron der Denker, Dichter und Philosophen, gilt aber auch als radikaler Engel der Gerechtigkeit sowie der Strafe, Reue und Buße. Als solcher hilft er den Menschen, das karmische Gesetz zu verstehen, das da lautet: Wir ernten, was wir säen. Dargestellt wird er meist inmitten von Feuer mit einem flammenden Schwert, das für die Kraft steht, mit der er für seine Überzeugung eintritt. Würden wir Uriel nach seiner Meinung zum Geschehen auf Erden befragen: Was hätte er uns wohl zu sagen?
Sie beobachten seit langer Zeit das Treiben auf unserem Planeten. Haben sich Ihrer Meinung nach Leben und Denken der Menschen in den vergangenen Jahrhunderten zum Positiven oder zum Negativen verändert?
Es sieht vielleicht so aus, als wäre die Menschheit humaner geworden. Ihr habt die Menschenrechte, das Völkerrecht und das Bürgerliche Gesetzbuch, aber in Wirklichkeit hat sich seit Jahrhunderten nicht viel verändert. An die Gesetzgebung halten sich die meisten von Euch nur aus Angst vor Strafe, nicht aus ethischen Motiven. Im Grunde ist der Mensch gleich geblieben. Er ist und bleibt das Produkt dieser Erde, wo es nur ein Gesetz gibt – und das heißt: fressen oder gefressen werden. Der Mensch tötet nicht nur, um seinen Hunger zu stillen, sondern auch, um sich zu bereichern, um Macht zu besitzen. Dabei hat Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen und ihm damit die Gunst erwiesen, über dem Tier zu stehen, ja gottähnlich zu werden. Das habt Ihr bisher wirklich nicht geschafft …
Sie können doch nicht alle Menschen in einen Topf werfen. Es gibt auch ethisch hochstehende Menschen unter uns. Sehen Sie das nicht auch so?
Es gibt sogar großartige Menschen, die erkennen, worum es im menschlichen Leben geht. Das sind die Heiligen, die Weisen, die Philosophen, die Denker und Dichter – aber es sind zu wenige. Auf sie hat niemand gehört, ihre Lehren und Ansichten wurden zu allen Zeiten ignoriert, verspottet und manchmal sogar verboten. Sie haben es nicht geschafft, die Welt zum Besseren zu verändern. Sonst würde es nicht so viel Ungerechtigkeit unter den Menschen geben. Es würden nicht so viel Elend, Armut und Verzweiflung auf Erden herrschen und vor allem würden nicht ständig Kriege geführt und Menschen aus ihrer Heimat vertrieben.
Würden Sie sagen, dass es Schuldige und Unschuldige an diesem Zustand gibt, oder trägt jeder einzelne Mensch eine gewisse Mitschuld?
Unschuldig sind nur die Armen im Geiste. Alle anderen tragen ihren Teil dazu bei, dass Chaos und Kriege herrschen. Auf der einen Seite stehen die Ausbeuter, die zwar das Elend verursachen, aber auf der anderen Seite lassen es die Ausgebeuteten zu, dass sie ausgebeutet werden. Sie lassen sich wie die Kälber zum Schlachthof führen und überlassen sich willenlos der Verzweiflung oder hoffen tatenlos auf Gottes Hilfe. Gott steht jedoch nur dem bei, der selbst handelt und Taten setzt.
Was können denn die Ausgebeuteten tun? Sie sind doch machtlos?
Wer das Licht Gottes in sich trägt, ist niemals machtlos. Er wird für seine Überzeugung und eine allgemeingültige Gerechtigkeit eintreten – auch, wenn er sein Leben dafür lassen muss. Ihr habt doch ein großes Vorbild: Jesus Christus, der für Euch am Kreuz gestorben ist. Er war nur ein Einzelner mit einigen wenigen Getreuen, aber er ist bis zum letzten Atemzug seiner Überzeugung treu geblieben. Wären die Menschen nicht nur auf ihr kleines bisschen Wohlstand fixiert, könnte sich vieles ändern. Das Volk hat die Macht und nützt sie nicht.
Jesus Christus war aber auch ein Religionsgründer. Denken Sie nicht, dass Religionen die Ursache für viele Kriege waren?
Leider wurden Religionen immer schon von den Mächtigen benutzt, um das Volk zu manipulieren. Mit kleinen, feinen Tricks wurden und werden Feindbilder erzeugt und so Kriege vorbereitet. Jede Religion ist das, was die Menschen daraus machen. Sobald die Religion von einem Staat als Machtinstrument missbraucht wird, hat sie ihre Spiritualität verloren. Ja, es stimmt: Im Namen der Religion wurden Kriege geführt, aber es ging nie wirklich um die Verteidigung des Glaubens, sondern immer um Macht und Bereicherung der herrschenden Schichten.
Worin sehen Sie den Unterschied zwischen Glauben und Religion?
Der reine Glaube an Gott ist eine Grundhaltung des Vertrauens und der Liebe. Er ist das Licht Gottes, das jeder Mensch in sich trägt. Dabei ist es egal, welcher Religion jemand angehört. Religionen sind nur die äußere Form. Wer das begreift, wird sich anderen gegenüber immer tolerant und liberal verhalten.
Zum Abschluss noch eine Frage: Welchen Rat würden Sie den heutigen Menschen geben?
Lasst Euch nicht manipulieren, empört Euch! Entwerft Vorstellungen einer neuen Lebensweise, jenseits des Gewohnten! Wahre Abenteuer sind immer noch der Kampf um Veränderung. Welcher Religion Ihr auch angehört: Lasst das Licht Gottes in Euch leuchten! Gerade in schweren Zeiten vermag es, Geist und Seele zu stärken.